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Was Histamine mit einer CED zutun haben (können)

Ich höre seit Jahren immer wieder von Bekannten, Familie und Freunden, dass sie Histamine nicht vertragen und ihnen sogar der Arzt bestätigt hat, an einer Histamin-Intoleranz zu “leiden”. Das Resultat ist meistens Verunsicherung, Frustration und Weglassen jeglicher Nahrungsmittel, die Histamine enthalten. 

 

Wer mich kennt, weiß, dass ich kein großer Fan von Panikmache und rigorosen Ausschluss-Diäten bin. Vielmehr plädiere ich für eine ausgewogene, natürliche Ernährung, bei der man Wert auf Qualität und Herkunft der Lebensmittel sowie deren Zubereitung legt. Deswegen habe ich mich bisher auch nie so richtig mit dem Thema Histaminintoleranz beschäftigt.

 

Nun gibt es aber Situationen im Leben – und in einer solchen befinde ich mich aktuell – in denen man vielleicht doch mal kurz auf Pause drücken und die Signale des Körpers ernst nehmen sollte.

 

Warum ich mich nun doch mit den Histaminen auseinandersetze

Ich habe seit meiner Schwangerschaft (2020) und Stillzeit (2021), spätestens jedoch seit meiner letzten OP im Dezember 2021 (bei der mir mein J-Pouch wieder in die richtige Position gebracht und festgenäht wurde) vermehrt wieder Verdauungsprobleme. Es bilden sich sehr viele Gase, die Blähbauch und Schmerzen sowie permanentes Unwohlsein verursachen. Ich habe mir das jetzt ein halbes Jahr angeschaut. Doch vor kurzem bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich der Situation grundlegend auf den Grund gehen und etwas tun wollte. Denn am Ende habe ich es zum großen Teil selbst in der Hand. Das muss man nur erstmal begreifen. Und dann muss man es auch noch in die Tat umsetzen. Alles gar nicht so einfach, wenn man Familie, Freunde, Beruf und Selbstfürsorge unter einen Hut bringen möchte.

 

Ich habe mich also auf den Weg zu einem ganzheitlichen Darmspezialisten gemacht, um den Ursachen auf den Grund zu gehen und herauszufinden, was meinem Körper fehlt, wovon er vielleicht zuviel hat und bekommt und welche Lebensmittel bzw. Stoffe er nicht so gut verdauen bzw. verstoffwechseln kann.

 

Die ersten Ergebnisse meiner umfangreichen Blutananalyse haben ergeben, dass ich in Bezug auf die Histamine zwar noch im Normbereich liege, jedoch stark an der Grenze. Ich habe das noch nicht mit dem Arzt besprochen, merke jedoch selbst, dass mein Körper eine Auszeit braucht und will mich nun von den Histaminen etwas erholen – meinem Körper eine Ruhepause gönnen, damit dieser sich auf andere Verdauungsvorgänge fokussieren kann. Ob das Sinn macht, weiß ich nicht. Aber meine Intuition sagt mir, dass es einen Versuch Wert ist.

Was sind eigentlich Histamine?

Histamine befinden sich natürlicherweise in vielen Lebensmitteln und werden gleichzeitig auch im menschlichen Organismus gebildet, wo sie vor allem als Botenstoffe verschiedene Aufgaben (u.a. Beteiligung an entzündlichen und allergischen Immunreaktionen) übernehmen.

 

Bei Entzündungen (genauso wie bei Allergien) werden sehr viele Histamine gebildet. Das Gewebe schwillt an und die Blutgefässwände werden durchlässiger. Somit können Abwehrzellen leichter eindringen. Das ist überlebenswichtig. Bei dauerhaften Entzündungen und Allergien führt diese Überproduktion von Histaminen jedoch zu unangenehmen Beschwerden, da der Körper mit dem Abbau der Histamine nicht hinterherkommt.

 

Es entsteht sozusagen eine temporäre Histaminintoleranz, bei der der Körper nicht mehr in der Lage ist, das durch Lebensmittel aufgenommene Histamin ausreichend abzubauen. Der entstandene Histamin-Überschuss im Körper, kann unterschiedliche Symptome verursachen (z.B. Bauchschmerzen, Krämpfe, Kopfschmerzen, Juckreiz, Hautausschlag, Schwellungen etc.).

 

Das heißt für dich: wenn du in einer akuten Entzündungsphase bist, kann es gut sein, dass du vermehrt Probleme mit histaminhaltigen Lebensmitteln hast. Du kannst das einfach selbst testen, in dem du deine Histaminzufuhr reduzierst, oder indem du dir beim Arzt Blut abnehmen lässt.

 

Ob man von einer Histaminintoleranz betroffen ist, lässt sich im Blut anhand des körpereigenen Enzyms Diaminoxidase (DAO) feststellen, welches am Histaminabbau beteiligt ist. Ist die Produktion von DAO eingeschränkt, kann das dauerhaft oder temporär (bis man die Ursache behandelt hat) zu Problemen mit Histaminen führen.

 

Quelle: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/krankheiten/allergien-intoleranzen/intoleranzen/histaminintoleranz

 

Hauptquellen von Histamin

Histamin entsteht durch bakterielle Einflüsse in allen eiweißhaltigen Lebensmitteln, die durch Reifung und Lagerung oder durch gezielte Fermentation einer stärkeren Keimbelastung ausgesetzt sind.

 

Lang gereifte Lebensmittel (Je länger gereift, desto höher der Histamingehalt)

    - Hart- und Schimmelkäse, Salami, Räucherwurst, Wein

Lang gelagerte Lebensmittel (lange Lagerung, v.a. bei Zimmertemperatur erhöht den Histamingehalt)

    - Fischkonserven, Dosenerbsen, Obstkonserven, Trockenfleisch, Instantprodukte, Dessertpulver mit Hefeextrakt, Fleischextrakt, Trockenei, Milchpulver

Fermentierte Lebensmittel (Fermenation fördert die bakterielle Histaminbildung in vergorenen Speisen)

    - Sauerkraut, saure Gurken und Käse, Bier, Wein, Whisky, Essig, Sauerteigprodukte, Sojasauce

Natürliche histaminreiche Lebensmittel

    - Tomaten, Auberginen, Spinat, Avocado, Hülsenfrüchte, Sojaprodukte, Bananen, Erd- und Himbeeren, Zitrusfrüchte, Hefeprodukte, Schokolade

Histaminliberatoren

Einige histaminarme Nahrungsmittel können die Freisetzung von körpereigenem Histamin fördern und ebenfalls zur Verschlechterung der Beschwerden beitragen:

 

- Zitrusfrüchte (Grapefruits, Orangen…)

- Bananen, Himbeeren, Ananas, Papayas

- Erdnüsse, Walnüsse, Cashewkerne

- Schokolade, Lakritze, Kakao

- Gewürze, Weizenkeime

- Zusatzstoffe wie Farbstoffe, Benzonate, Sulfite

Grundprinzip einer histaminarmen Ernährung

1. Vermeiden von den oben genannten Lebensmitteln

    > lang gereift, lang gelagert, fermentiert, histaminreiches Obst und Gemüse

2. Grundsatz: je frischer desto besser

    > eiweißhaltige Lebensmittel so frisch wie möglich kaufen oder als Tiefkühlware

    > Lebensmittel möglichst schnell verarbeiten

    > auf eine geringe Keimbelastung achten

    > Kühlkette einhalten und TK-Produkte möglichst rasch auftauen (nicht über Nacht im Kühlschrank oder draußen)

3. Austesten

Die Verträglichkeit bestimmter Speisen ist verschieden. Nicht jedes histaminreiche Lebensmittel muss Beschwerden verursachen. Deshalb mein Tipp: Erstmal eine Woche alles weglassen und dann Woche für Woche histaminreiche Lebensmittel einführen und beobachten, ob bzw. welche Beschwerden auftreten. Ein Ernährungstagebuch ist hier sehr hilfreich.

Tipps für eine bessere Verträglichkeit von Histaminen

1. Verteile histaminhaltige Nahrungsmittel auf mehrere Mahlzeiten am Tag, um dem Körper Zeit für den Histaminabbau zu geben.

2. Vermeide die Kombination von histaminhaltigen Lebensmitteln und Histamin-Liberatoren.

3. In schweren Fällen oder beim Außer-Haus-Essen können möglicherweise auch mal Antihistaminika helfen.

Was die Verträglichkeit noch beeinflusst

Histaminhaltige Speisen werden unter bestimmten Bedingungen schlechter vertragen:

 

1.  Allergien (z.B. in der Pollenzeit)

2. Hormonzyklus (z.B. vor der Menstruation)

3. Leaky Gut (erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut)

4. Stress (körperliche und seelische Belastungen)

 

Wenn du mit einer CED den Verdacht auf eine Histaminintoleranz hast, dann lohnt es sich Punkt 3 (LEAKY GUT) und Punkt 4 (STRESS) mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

 

Quelle: Gemeinschaftspraxis Georgi & Fiedler: Handout zu Histaminen

Leaky Gut

Eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut (Leaky Gut) kann die Belastung des Körpers mit Histamin und Allergenen erhöhen. Gerade bei einer CED ist hier der Punkt, wo man mal genau hinschauen sollte. Denn in untersuchten Fällen konnte ein Zusammenhang zwischen einer durchlässigen Darmschleimhaut und einer CED-Erkrankung festgestellt werden. Zunehmend wird dabei die Bedeutung der Barrierefunktion der Mukosa deutlich. Ist diese gestört, so können sich Keime aus dem Mikrobiom anhaften und es kann zur bakteriellen Invasion kommen. Im Falle einer Dysbiose hat dies Auswirkungen auf das systemische Immunsystem und kann Entzündungsreaktionen hervorrufen. 

 

Faktoren, welche die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut erhöhen:

- Darminfekte

- Nahrungsmittelunverträglichkeiten

- körperlicher und seelischer Stress

- Zigaretten

- Zuckerreiche Ernährung (inkl. Getränke)

- bestimmte Zusatzstoffe (z.B. aus Fertigprodukten)

- möglicherweise Gluten- und andere Getreidebestandteile oder Kuhmilcheiweiß (aus industrieller Milchherstellung)

 

Quelle: (https://www.hausarzt.digital/industrie-archiv/stoerung-der-mukosalen-barrierefunktion-hoffnung-auf-neue-therapieoptionen-24424.html)

Studie: (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26582965/](https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26582965/)

Stress

Körperliche und seelische Belastungen sowie Schlafmangel und Dauerstress mindern die Histaminverträglichkeit. Der Körper befindet sich bei Stress im Überlebensmodus und hat keine Energiereserven, um sich um den Abbau der Histamine im Körper zu kümmern. Das kann generell dazu führen, dass dein Verdauungssystem unzureichend funktioniert und du unterschiedliche Beschwerden nach bzw. zwischen den Mahlzeiten hast. 

 

Stressmanagement, Stressresilienz und die Arbeit mit inneren Glaubenssätzen und Stressanteilen können hier wichtige Faktoren zu mehr Lebensqualität sein. Wenn du dabei Unterstützung brauchst, kann ich dir folgendes empfehlen:

 

1. Zum Thema Stress, möchte ich dir den Podcast von Jacob Drachenberg “Stärke deine Stresskompetenz” sowie sein Buch “Stress Dich Richtig” ans Herz legen. Ich habe 6 Jahre lang für Jacob als Grafikerin gearbeitet und kenne seine Arbeit von Beginn an. Mittlerweile ist er Nummer 1 Experte wenn es um Stress geht und hat ein tolles Unternehmen aufgebaut, mit dem er möglichst vielen Menschen dabei helfen möchte, den Umgang mit Stress zu lernen. Bei der Drachenberg Akademie absolviere ich in diesem Jahr (2022) auch die Ausbildung zum Stresscoach und freue mich das Wissen mit euch zu teilen. 

 

2. Im Rahmen meiner Coachings biete ich Sitzungen zur Stressbewältigung bzw. zu Stressanteilen an. Wenn du mit mir zusammenarbeiten möchtest, kannst du dich unverbindlich für ein kostenloses Erstgespräch anmelden, oder mir über das Kontaktformular eine Nachricht schreiben. Ansonsten findest du alle Informationen über das Ganzheitliche CED Coaching HIER

 

3. Ab 2023 wird es außerdem ein 8-Wochen Gruppencoaching zum Thema Stressbewältigung & CED geben. Wenn du daran interessiert bist, kannst du dich bald unverbindlich auf meine Warteliste setzen (noch in Bearbeitung) und du erfährst als erstes, wann das Coaching losgeht.

 

Ganzheitliche Betrachtung

Du siehst also. Das Thema “Histamine” ist recht komplex und leitet uns automatisch zu anderen Themen weiter, die mit einer Unverträglichkeit in Zusammenhang stehen. 

 

Wie so häufig gibt es keine Zauberformel, die dich mit einmal von deinen Beschwerden befreien kann. Vielmehr erfordert es einen ganzheitlichen Blick auf dich als Mensch, deinen Lebensstil sowie deine Vorerkrankungen, um zu verstehen, welche Zusammenhänge es gibt und um schließlich an der Ursache zu arbeiten.

 

Das geht nicht von heute auf morgen und ist mit Sicherheit kein leichter Weg. Denn anders als bei Medikamenten, hast du es selbst in der Hand und musst für den Erfolg der “Therapie” in die Eigenverantwortung (siehe auch Blogbeitrag dazu) gehen. Du musst das Wissen UMSETZEN. 

 

Wenn du dabei Unterstützung brauchst, weißt du ja, wo du mich findest ;)

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